Ibuprofen ist das beliebteste Schmerzmittel der Deutschen: Über die Hälfte aller in deutschen Apotheken verkauften rezeptfreien Schmerzmittel enthalten den Wirkstoff [1]. Eingenommen werden die Schmerzpillen bei Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Grippebeschwerden, aber auch bei typischen Frauenleiden wie Regelschmerzen. Während der Schwangerschaft sollten Schmerzmittel jeglicher Art nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Doch wie verhält sich das während der Stillzeit? Schließlich kommt es hier häufiger mal zu einem schmerzhaften Milchstau. Auch nach einem Kaiserschnitt dauern die Schmerzen oft noch eine Weile an.
Ibuprofen und Stillen: mögliche Auswirkungen aufs Kind
Medikamente, die von Müttern in der Stillzeit eingenommen werden, gehen über die Muttermilch auch aufs Kind über. Das Risiko für den Säugling ist bei rezeptfreien Schmerzmitteln im Allgemeinen jedoch sehr gering, da die Konzentrationen in der Milch weit unter der therapeutischen Dosen liegen. So liegt der M/P-Quotient für Ibuprofen bei 0,008, die relative Dosis bei unter 0,6 Prozent [2].
M/P-Quotient und relative Dosis erklärt
Der M/P-Quotient (Milch-Plasma-Quotient) ist ein Indikator für das für Säuglinge bestehende Medikamentenrisiko. Berechnet wird er wie folgt:
Konzentration des Medikaments in der Milch geteilt durch die Konzentration des Medikaments im mütterlichen Plasma.
Weil die Aussagekraft des M/P-Quotienten nicht immer eindeutig ist, empfehlen Experten, die sogenannte relative Dosis im Blick zu haben. Dabei handelt es sich um den Anteil an der gewichtsbezogenen Medikamenten-Tagesdosis der Mutter, den ein vollgestillter Säugling pro kg Körpergewicht innerhalb von 24 Stunden mit der Milch aufnimmt.
Bei Ibuprofen liegt die relative Dosis bei unter 0,6 Prozent. Bei ASS liegt diese vor allem in höherer Dosierung zwischen 2 und 6 Prozent. Auch bei Paracetamol wird die relative Dosis mit 6 bis 12 Prozent angegeben. Allerdings gibt es keine Hinweise auf Unverträglichkeiten bei Säuglingen.
Anwendungsbereiche von Ibuprofen in der Schwangerschaft
Ibuprofen wirkt nicht nur schmerzstillend, sondern auch abschwellend und entzündungshemmend. In höheren Einzeldosen ab 500 mg wirkt der Stoff außerdem fiebersenkend. Hierdurch kommt es vor allem nach der Schwangerschaft zu vielen möglichen Anwendungsgebieten. Dazu zählen beispielsweise:
- Migräne
- Gliederschmerzen
- Rückenschmerzen
- schmerzhafter Milchstau
- Schmerzen nach Kaiserschnitt
- Fieber
- Regelschmerzen
- Brustentzündung
Studien deuten ferner darauf hin, dass Ibuprofen auch bei (postnatalen) Depressionen helfen könnte.
Ibuprofen Dosis in der Stillzeit
Unabhängig davon, ob Ibuprofen in oder außerhalb der Stillzeit eingenommen wird, sollte die Einzeldosis bei oraler Anwendung nicht höher als bei 800 mg liegen; besser sind 400 mg (eine rezeptfreie Tablette). Innerhalb von 24 Stunden gilt eine Gesamtdosis von bis zu 1.200 mg, die auf mehrere Einzeldosen verteilt ist, als relativ unbedenklich. Je nach Alter, Gewicht und Konstitution ist auch eine Gesamtdosis von 2.400 mg innerhalb von 24 Stunden in Ordnung. In der Stillzeit sollten diese Dosen jedoch nicht, und wenn nur auf ärztlichen Rat hin erreicht werden. Außerdem empfehlen Ärzte, Ibuprofen nicht länger als vier Tage am Stück und an maximal 10 Tagen pro Monat einzunehmen.
Fazit: so wenig wie möglich, so selten wie möglich
Sowohl in der Schwangerschaft als auch während der Stillzeit sollten Medikamente nur eingenommen werden, wenn es unbedingt notwendig ist. Besser ist es, die Ursache der Schmerzen zu bekämpfen. Wenn der Griff zur Schmerzpille unausweichlich ist, weil alternative Therapieansätze und Homöopathie nicht den gewünschten kurzfristigen Erfolg bringen, hat sich Ibuprofen in der Stillzeit recht gut bewährt – inbesondere bei Schmerzen, die mit Entzündungen einhergehen und in jedem Fall behandelt werden müssen. Auch Paracetamol ist in der Stillzeit relativ unbedenklich und sollte während der Schwangerschaft das Schmerzmittel der Wahl sein (besonders im letzten Drittel) [3].
Komplett frei von Nebenwirkungen ist allerdings kein Medikament, weshalb besonders in sensiblen Phasen wie der Stillzeit stets eine sorgfältige Nutzen-Schaden-Abwägung erfolgen muss. Eine geringe Einzeldosis Ibuprofen bis 400 mg als Selbstmedikation, die nur einmalig oder an sehr wenigen Tagen pro Monat eingenommen wird, stellt meist keinen Grund zum Abstillen dar.
Hinweis: Das Internet als Informationsquelle ersetzt keine ärztliche Beratung / Behandlung. Alle in diesem Artikel bereitgestellten Informationen basieren auf einer sorgfältigen Recherche unter Bezugnahme auf die aktuelle Studienlage.
Quellen
[1] https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-01/schmerzmittel-ibuprofen-aspirin-gesundheit
[2] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/06/06/welches-schmerzmittel-in-der-stillzeit-erlaubt-ist
[3] https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ibuprofen/