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Ziehzeit von Tee: anregende oder beruhigende Wirkung [Erklärung]

Um Tee ranken sich viele Mythen. Ein Mythos: Tee - damit meinen wir echten Tee wie grünen oder schwarzen Tee - wirkt bei längerer Ziehzeit beruhigend statt anregend. Aber stimmt das? Wir erklären euch das mit der Ziehzeit und den Inhaltsstoffen sowie deren Wirkung ganz genau.

Inhalt

    Teein: das Koffein im Tee

    Tee, wie er aus der Teepflanze (Camellia sinensis) gewonnen wird, enthält Koffein - und zwar gar nicht mal so viel weniger als Kaffee, wenn man einen klassischen Aufguss beider Getränke vergleicht. Naturgemäß wirkt Tee also genau wie Kaffee zunächst einmal anregend. 

    Schon nach drei Minuten Ziehzeit ist das Koffein fast vollständig aus den Teeblättern gelöst und ins Wasser übergegangen [1]. Der Koffeingehalt wird nicht zwingend signifikant höher, nur weil ihr den Aufguss noch länger ziehen lasst.

    Vielmehr lösen sich nun weitere Stoffe: beispielsweise die Gerbstoffe. Besonders viele dieser Gerbstoffe lösen sich, wenn man den Tee bis zu 10 Minuten ziehen lässt. Und diese Gerbstoffe verändern die Wirkung des Koffeins auf eine ganz bestimmte Weise.

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    Koffein im Tee an Gerbstoffe gebunden

    Je länger der Tee zieht, desto mehr Gerbstoffe lösen sich. Diese Gerbstoffe haben die Fähigkeit, Koffein zu binden. Es wirkt also verzögert - in etwa so wie bei einer Retardtablette, bei der Medikamente nach und nach abgegeben werden. Müde machen die Gerbstoffe allerdings nicht. Der Tee wirkt deshalb (nach etwa 5 Minuten Ziehzeit) nicht beruhigender oder anregender, sondern einfach nicht ganz so anregend wie bei einer sehr kurzen Ziehzeit von maximal 2-3 Minuten. 

    Aber wie kann es sein, dass viele Teetrinker dennoch über eine beruhigende Wirkung des Aufgusses nach einer längeren Ziehzeit berichten - alles nur Hokus-Pokus? Nein, denn da wäre noch noch etwas, das viele eventuell nicht auf dem Schirm haben: die Aminosäure L-Theanin.

    Theanin: beruhigende Aminosäure im Tee

    Die Aminosäure L-Theanin wirkt dem Koffein entgegen und hat einen sedierenden (beruhigenden, entspannenden) Effekt [3]. Grund dafür ist, dass Theanin die Menge an GABA (Gammaaminobuttersäure) erhöht, welche wiederum bestimmte Signale im Gehirn blockiert und so die Aktivität des Nervensystems reduziert. Und tatsächlich dauert es ein wenig, bis sich diese Aminosäure aus den Teeblättern löst. Die Aussage: “Tee wirkt bei kürzerer Ziehzeit anregend und bei längeren Ziehzeit beruhigend” stimmt also in gewisser Weise. 

    Übrigens: Die “Wunderkombi” Theanin und Koffein im Tee sorgt dafür, dass die Konzentrationsfähigkeit im Vergleich zum Konsum von Kaffee deutlich verbessert wird. Denn Kaffee stimuliert einfach nur das zentrale Nervensystem [4 ] und “kratzt” uns gewissermaßen auf. Für den schnellen “Hallo-Wach-Effekt” sind Kaffeegetränke entsprechend besser geeignet. Für konzentriertes Arbeiten oder eine lange Lernphase scheinen schwarzer und grüner Tee die bessere Lösung zu sein. 

    Zusammengefasst und auf einen Blick

    • Nach 2 bis 3 Minuten löst sich das meiste Koffein. Der Tee wirkt nun besonders anregend. Gerbstoffe wurden erst zu Teilen gelöst - ebenso wie die Aminosäure L-Theanin. 
    • Nach etwa 5 Minuten ist der Gerbstoff- und Theaningehalt im Tee so hoch, dass das Koffein deutlich langsamer im Körper abgegeben wird und die Aminosäure ihre beruhigende Wirkung entfalten kann. Allerdings kann der Geschmack des Tees nun etwas bitterer sein.
    • Nach ganzen 10 Minuten Ziehzeit haben sich fast alle Gerbstoffe gelöst. Das kann den Geschmack verfälschen, weshalb die maximale Ziehzeit oft mit 5 Minuten angegeben wird. Die Gerbstoffe binden nicht nur das Koffein, sondern haben auch eine beruhigende und antimikrobielle Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Menschen mit empfindlichem Magen sollten jedoch aufpassen, da die Gerbstoffe (Tannine) diesen auch reizen und Übelkeit verursachen können. Das gilt vor allem dann, wenn der Tee auf nüchternen Magen getrunken wird. 
    • Früchtetee- und Kräutertee-Sorten können auch länger ziehen, um den Geschmack zu intensivieren. Gerbstoffe etc. sind nicht in der Form enthalten wie bei echtem Tee.

    Teesorten und Kaffee: der Koffeingehalt im Vergleich

    Durchschnittlich enthält grüner Tee rund 20-45 mg Koffein pro Tasse, schwarzer Tee kann sogar bis 25-110 mg Koffein pro Tasse enthalten.

    Im Vergleich: Eine Tasse klassisch aufgegossener Filterkaffe enthält nach Angaben des USDA (Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten) im Durchschnitt 96 mg Koffein. Obwohl es hier rein nominell keine großen Unterschiede gibt, wirkt das Koffein im Kaffee schneller, aber dafür nicht so lang.

    Absoluter Spitzenreiter ist Matcha-Tee: Das es sich hierbei um gemahlenen Grüntee handelt, wird entsprechend das gesamte Blatt verzehrt. Der Koffeingehalt steigt dadurch auf bis zu 272 mg pro Tasse. Eine "Ziehzeit" gibt es bei dieser Zubereitungsart nicht. Das Pulver wird mit einem speziellen Bambusbesen in Wasser aufgeschlagen. Allerdings wird das empfohlene Tagesmaximum an Koffein von 400 mg für gesunde Erwachsene [5] auf diese Weise schnell erreicht.

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    Ist das Tee oder was?

    Echter Tee wird aus der Teepflanze gewonnen. Je nach Fermentationsgrad spricht man dann von grünem (unfermentiert) oder schwarzem Tee. Auch weißer und roter Tee werden aus der Teepflanze hergestellt. Kräuter- und Früchtetees sind also streng genommen gar kein Tee, sondern ein teeähnlicher Aufguss. Koffeinsensible Menschen können solche Aufgüsse also unbeschwert genießen.

    Quellen: 

    [1] swr.de/wissen/1000-antworten/wie-lange-sollte-tee-ziehen-100.html
    [2] bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/tee/tee-gesund-trinken/
    [3] mobil.bfr.bund.de/cm/343/getraenke_mit_isoliertem_l_theanin.pdf
    [4] efsa.europa.eu/sites/default/files/corporate_publications/files/efsaexplainscaffeine150527de.pdf
    [5] efsa.europa.eu/sites/default/files/corporate_publications/files/efsaexplainscaffeine150527de.pdf

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