Fakt ist: Vitamin D wird nur dann in ausreichendem Maße gebildet, wenn UV-B-Strahlen auf unsere Haut treffen. Und Sonnencreme schützt vor genau diesen UV-B-Strahlen, während der UV-A-Schutz von Sonnenschutzmitteln oft mangelhaft ist. Schließlich verursachen vor allem die energiereichen, jedoch kurzwelligen UV-B-Strahlen einen Sonnenbrand. Bildet man also mit Sonnencreme tatsächlich kein Vitamin D oder ist das nur ein Mythos? Wir klären auf.
LSF, Eigenschutzzeit, notwendige Exposition: die Fakten
- Je nach Hauttyp liegt die Eigenschutzzeit (also ohne Sonnenschutzmittel) der Haut zwischen drei Minuten (sehr helle Haut, Hauttyp I) und vierzig Minuten (mediterran bräunliche Haut, Hauttyp IV).
- Eine Person mit Hauttyp zwei und einer durchschnittlichen Eigenschutzzeit von 15 Minuten kann sich mit einem LSF 20 also bis zu 300 Minuten (20-mal so lange) in der Sonne aufhalten, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
- Laut Robert-Koch-Institut (RKI) halten Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 20 in etwa 95 Prozent der UV-Strahlung ab.
- Der LSF bezieht sich insbesondere auf den UV-B-Schutz. Selbst bei ausgewiesenem UV-A-Schutz (UV-A im Kreis Symbol) beträgt dieser oft nur ein Drittel des gesamten Lichtschutzfaktors.
- Durch UV-A-Strahlung, die trotz einiger Sonnencremes relativ ungehindert in tiefe Hautschichten eindringt (langwellige UV-Strahlung), erhöht sich das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
- Aussagekräftige Studien zur Frage, wie stark die Vitamin D Synthese durch Sonnenschutzmittel beeinträchtigt wird, fehlen.
Modellrechnung zur Vitamin-D-Synthese in der Sonne ohne Sonnenschutz durch US-Forscher
In einer von US-Forschern durchgeführten Untersuchung wurde ermittelt, dass sich ein Mensch vom Hauttyp III (helle / hellbraune Haut, graue / braune Augen, dunkelblonde / braune Haare) zum Zeitpunkt der intensivsten UV-Strahlung im Juli gegen 12 Uhr Mittags in Miami, Florida - 870 km nördlich vom Äquator auf dem Breitengrad 26 und ca. 7894 km westlich des Nullmeridians, auf dem -80. Längengrad - und bei 25,5 Prozent exponierter Körperoberfläche rund drei Minuten lang in der Sonne aufhalten muss, um 400 IE Vitamin D zu synthetisieren.
Um 1.000 IE (25 µg) zu produzieren, etwas mehr also als die 800 IE, die laut vorherrschender wissenschaftlicher Meinung als ideale Tagesdosis für Erwachsene gelten, um einem Mangel vorzubeugen, reichen in der beschriebenen Konstellation bereits sechs Minuten.
Individuell notwendige Sonnenexpositionsdauer nicht bestimmbar
Die mittels eines Computermodells berechnete notwendige Sonnenexpositionsdauer zur ausreichenden Vitamin D Synthese lässt sich nach Aussage der Forscher jedoch nicht exakt in die Praxis übertragen, da es zu viele individuelle Faktoren gäbe, die diesen Wert beeinflussen.
Insbesondere der Breitengrad, die Jahres- und Tageszeit, der Hauttyp, die Hautfläche sowie die UV-Durchlässigkeit der Kleidung beeinflussen, wie lange man in der Sonne bleiben muss, um ausreichend Vitamin D zu bilden.
Fazit: Was bedeutet das?
- Um ausreichend Vitamin D zu bilden wäre es ideal, sich ungeschützt (also kaum bekleidet und nicht mit Sonnenschutz eingecremt) etwa der halben sonnenbrand-wirksamen UV-Dosis auszusetzen.
- Habt ihr also einen sehr hellen Hauttyp, sind im Hochsommer bereits wenige Minuten ohne Sonnencreme ideal, um (genug) Vitamin D zu produzieren, ohne dabei einen Sonnenbrand zu riskieren.
- Habt ihr eher dunklere Haut, erhöht sich diese Zeitspanne im Sommer auf bis zu 45 Minuten.
- Im Frühling und Herbst ist die UV-Strahlung weniger intensiv, wodurch sich die notwendige Sonnenexpositionsdauer deutlich erhöht. Daher wird man im Winter auch nicht so einfach braun.
- Dunkelhäutige Menschen benötigen grundlegend zwischen 10- und 50-mal so lange, um die gleiche Menge an Vitamin D zu bilden wie Menschen mit heller Haut.
- Auch Tageszeit beeinflusst, wie stark die UV-Strahlung und damit die Menge an synthetisiertem Vitamin D ist.
- Bei langen Tagen am Strand oder im Freibad ist auf einen ausreichenden Schutz zu achten. Ideal ist eine Sonnencreme mit ausgewogenem UV-A und UV-B-Schutz und natürlichen, weitgehend unbedenklichen Inhaltsstoffen. Trotz Sonnencreme wird man wegen der durchdringenden UV-A-Strahlen braun.
- Hinter dem Fenster / einer Glasscheibe kann man kein Vitamin D produzieren, weil Glas noch mehr UV-B-Strahlung blockt als Sonnenschutzmittel. Braun werden kann man hinter Glas aber trotzdem.
- Auch der Aufenthalt im Schatten und / oder der Schutz durch lange, luftige Kleidung ist eine Option. Denn selbst mit Sonnencreme dringen noch sehr viele langwellige UV-A-Strahlen in tiefe Hautschichten ein. Hier können sie zu bösartige Veränderung des Erbguts von Hautzellen führen.
Quellen:
pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-222007/sonnenschutzmittel-bessere-deklaration-schuetzt-verbraucher/
apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pta-live/lsf-sonnenbrand-wissensdefizite-beim-sonnenschutz-hautkrebs/
aerztezeitung.de/Medizin/Wieviel-Sonne-zur-Produktion-von-1000-IE-Vitamin-D-288468.html
bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/hauttypen/hauttypen_node.html
dge.de/presse/pm/neue-referenzwerte-fuer-vitamin-d/