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Skin Picking: Wenn “Haut knibbeln” zum Zwang wird

Wir alle kennen das: Ein kleiner Hautfetzen an den Fingern, der uns tierisch stört und einfach abgeknibbelt werden muss. So weit, so gut. Allerdings gibt es Menschen, die aktiv auf die Suche nach Stellen gehen, an denen man knibbeln, kratzen und reißen kann. Der Drang kann so zwanghaft werden, dass sogar ständig blutende und verkrustete Wunden sowie dauerhafte Narben in Kauf genommen werden. Mittlerweile ist dieses sogenannte “Skin-Picking-Syndrom” (offiziell: Dermatillomanie) den Impulskontrollstörungen zugeordnet und als psychische Erkrankung anerkannt.

Inhalt

    Ursachen: Wieso machen Menschen das?

    Eine große Rolle scheint Stress, Streit, Leistungsdruck oder Trauer zu spielen. Durch das Bearbeiten der Haut verstauchen Betroffene ein Gefühl der Zufriedenheit zu erzielen. Dieses ist natürlich nur von kurzer Dauer und kann letztlich einem Gefühl der Reue weichen, wenn man sich die oft unschönen Ergebnisse anschaut. 

    Es gibt aber noch eine zweite Komponente: Die negativen Gefühle könnten ursprünglich mit einer Situation einhergegangen sein, in der ein Knibbeln an der Haut tatsächlich naheliegend war (z. B. eine Verkrustung nach einer Verletzung). Auch starke Akne scheint ein begünstigender Entstehungsfaktor zu sein.

    Indem in solch einer Situation das Knibbeln als befreiend empfunden wurde, suchen Betroffene immer wieder nach diesem Gefühl. Auch dann, wenn es eigentlich keine “Kruste”, keinen Pickel oder ähnliches gibt. Stattdessen wird die Haut einfach “grundlos” bearbeitet - berührt, aufgekratzt und gequetscht.

    Skin-Picking-Disorder: die Symptome

    • ständiges Berühren der Haut
    • Versuch den Zwang zu unterdrücken
    • zwanghaftes Malträtieren der Haut
    • verringertes Schmerzempfinden während der Handlung
    • Nutzung von Hilfsmitteln wie Pinzetten, Scheren, Nadeln, Zähnen
    • Bohren, Quetschen, Reißen, Kratzen, Reiben, Ziehen an Hautstellen

    Diagnose: Wann ihr zum Arzt solltet

    Grundlegend gilt: Ein Arzt oder eine Ärztin ist stets ein guter Ansprechpartner, wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Und so solltet ihr auch das Skin Picking abklären lassen, wenn es euch zunehmend belastet. Ihr könnt euch zunächst an den Hausarzt oder eine dermatologische Praxis (Hautarzt) wenden. Im Anschluss an ein Erstgespräch könnte man euch dann an eine psychotherapeutische Praxis überweisen.

    Klinische Kriterien für die Diagnose einer Exkoriationsstörung:

    • sichtbare Hautveränderungen
    • wiederholte Versuche unternehmen, das "Knibbeln" zu minimieren oder zu beenden;
    • starker Leidensdruck 
    • Beeinträchtigung des Lebens durch die Störung
    • Verlegenheit oder Scham aufgrund des Verhaltens / der Auswirkungen

    Behandlung der Skin-Picking-Störung

    Zuerst sollte versucht werden, das Problem ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Denn Medikamente haben nicht nur eine erwünschte Wirkung, sondern fast immer auch eine Nebenwirkung - vor allem, wenn man sie dauerhaft einnimmt. So kann beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung helfen. Hierzu zählen dann ein Sensibilisierungstraining, die Stimuluskontrolle sowie ein Training mit konkurrierenden Reaktionen.

    Bleibt der Erfolg aus oder erachtet ein Mediziner eine ergänzende medikamentöse Behandlung als notwendig, können folgende Mittel eingesetzt werden: 

    N-Acetylcystein:
    Wirkung auf Glutaminstoffwechsel im Gehirn, Einsatz bei Schizophrenie, Zwangsstörungen und Depressionen

    Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Clomipramin:
    Erhöhung des Serotoninspiegels, Therapie bei Depressionen

    Lesetipp: L-Glutamin - beruhigende Wirkung auf die Psyche

    Wenn ihr mit nicht ganz sauberen Händen an der Haut herumquetscht, können sich nicht nur (mehr) Pickel / Hautunreinheiten bilden. Auch ernsthafte Infektionen können die Folge sein. Bedenkt, dass selbst alltägliche Gegenstände wie euer Handy, das überall herumliegt und benutzt wird, enorm viele Keime auf sich tragen. Zwar bietet der Touchscreen keine guten Lebensbedingungen für Mikroorganismen, anders sieht es aber bei Handyhüllen aus Kunststoff aus.

    Was ihr selbst gegen den Zwang tun könnt

    Ihr könnt versuchen, Punkte, die in einer Verhaltenstherapie umgesetzt werden, selbst umzusetzen:

    1. Versucht, konkrete Auslöser für den Drang / Zwang ausfindig zu machen und zu verstehen.
    2. Meidet die Auslöser, die ihr erkannt habt. 
    3. Ersetzt das Knibbeln an der Haut durch alternative Verhaltensweisen. Ballt beispielsweise für die Dauer des Drangs fest eure Faust.

    Grundlegend kann zudem alles helfen, was euch ausgeglichener, stressfreier und glücklicher macht:

    • Treibt regelmäßig Sport.
    • Bewegt euch viel an der frischen Luft.
    • Verzichtet auf zu viel Koffein als Auslöser für die Ausschüttung von Stresshormonen.
    • Stellt euch die Frage, ob ihr in eurem aktuellen Job glücklich seid.
    • Sucht die Gesellschaft von Menschen, die euch gut tun. 
    • Verzichtet auf die Gesellschaft von Menschen, die euch stressen.
    • Ernährt euch ausgewogen.
    • Setzt auf pflanzliche Beruhigungsmittel wie Baldrian, Passionsblume, Hopfen, Johannis­kraut, Lavendel und Melisse.

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    Beim Skin-Picking werden nicht nur Pickel, Wunden und Hautfetzen, sondern auch vollkommen gesunde Haut, trockene Hautstellen, Härchen, Hornhaut, Schorf und Muttermale malträtiert. Reicht das Bearbeiten von Gesicht, Armen und Händen sowie dem Dekolleté nicht mehr aus, werden auch Waden, Oberschenkel oder gar die Fußsohlen ins Visier genommen. Nicht selten werden auch Hilfsmittel wie Nadeln und Pinzetten verwendet. Die Folgen des Skin-Pickings versuchen Betroffene meist mit Make-Up zu kaschieren.

    Quellen:

    aerzteblatt.de/archiv/165551/Dermatillomanie-Ventil-fuer-negative-Gefuehlszustaende
    msdmanuals.com/de-de/profi/psychische-stoerungen/obsessiv-zwanghafte-und-verwandte-stoerungen/exkoriation-skin-picking-disorder
    ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-182018/zwanghaftes-kratzen-und-zupfen/

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