Die meisten trinken Kaffee, um wach zu werden. Und tatsächlich steigert das enthaltene Koffein die Konzentration. Allerdings kann beim Konsum des beliebten Bohnengetränks auch der gegenteilige Effekt auftreten: Müdigkeit! Aber wann und wieso ist das so?
Adenosin: Wieso Kaffee Müdigkeit verursachen kann
Grundlegend wirkt Koffein als Gegenspieler (Antagonist) des körpereigenen Botenstoffes Adenosin. Adenosin blockiert die Ausschüttung aktivierender Botenstoffe wie Dopamin, Acetylcholin und Noradrenalin. Die Folgen: Die Gefäße weiten sich, der Blutdruck sinkt, wir werden ruhig und können gut einschlafen [1]. Koffein hebelt die Wirkung von Adenosin aus, wodurch wir wach und jedenfalls subjektiv empfunden konzentrierter werden.
Die Dosis macht das Gift
Und jetzt kommt der Clou: Wenn wir oft und viel Koffein zu uns nehmen, reagiert der Körper mit einer erhöhten Ausschüttung an Adenosin, um sich selbst zu schützen. Denn eigentlich sind die Rezeptoren für das beruhigende Adenosin vorgesehen, nicht für das Koffein.
Das anregende Alkaloid zehrt vor allem an den körpereigenen Vitamin-B-Reserven, hemmt die Aufnahme von Eisen und erhöht die Ausscheidung von wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium und Magnesium. Unser Körper möchte das logischerweise verhindern.
Kommt es in Folge der Körperreaktion zu einem Überschuss an Adenosin, wird das Koffein “nutzlos” und der Körper reagiert mit starker Müdigkeit.
Cortisol: Kaffee NICHT am frühen Morgen trinken
Kaffee gehört für die meisten Menschen am Morgen einfach dazu. Doch genau diese Tageszeit ist denkbar ungeeignet für die ersten Tasse des “Wachmachers”. Denn morgens nach dem Aufstehen schüttet unser Körper ganz automatisch das Stresshormon Cortisol aus. Kaffee bzw. Koffein verstärkt diesen Effekt, indem es die Nebennierenrinde aktiviert, die dann noch mehr Cortisol produziert. Es kommt also zu einer Art Überproduktion und infolgedessen bereits kurze Zeit später zu einem Hangover.
Ideal wäre es, bis etwa zwei oder drei Stunden nach dem Aufwachen zu warten, bis man sich eine Tasse Kaffee einschenkt.
ADS und Koffein
Übrigens ist Stress auch der Grund, wieso Kaffee bei Menschen mit ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) oft (nicht immer) einen beruhigenden Effekt hat. Hier steht der Körper dauerhaft “unter Strom” - kommt es zu weiteren aktivierenden Einflüssen, reagiert der Körper gegenteilig, um sich zu schützen. Man nennt das auch paradoxe Reaktion [2]. Teilweise wirkt das Koffein aber auch stärker und intensiviert die Symptomatik.
Tipp: Weniger kann mehr sein
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt, maximal drei bis vier Tassen Kaffee pro zu Tag zu sich zu nehmen. Für Schwangere gilt eine einzige Tasse pro Tag als Richtwert.
- Wenn ihr diese vier Tassen nicht direkt nach dem Aufwachen, sondern über den Tag verteilt trinkt und euch statt zu viel Kaffee auch hier und dort eine Extraportion Schlaf gönnt, behält der Kaffee seine anregende Wirkung.
- In Maßen genossen, ist der Aufguss sogar einigermaßen gesund. So soll moderater Kaffeekonsum sogar vor Herzinfarkten schützen.
- Wichtig: Immer ein Glas Wasser zum Kaffee! Obwohl die entwässernde Wirkung umstritten ist, wirkt Kaffee harntreibend. Der Flüssigkeitshaushalt des Körpers kann dadurch aus dem Gleichgewicht geraten, was unter anderem zu einer Belastung des Herz-Kreislaufsystems führen kann.
Quellen:
[1] spektrum.de/news/adenosin-spielt-sandmaennchen-im-hirn/777991
[2] aerzteblatt.de/archiv/100940/Paradoxe-Reaktion-bei-ADHS