Getreide macht einen großen Anteil an der Ernährung vieler Menschen aus. Brot und Nudeln sättigen nicht nur - sie sind auch verhältnismäßig günstig. Doch dass eine primär getreidebasierte Ernährung nicht immer gesund ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Herkömmliche Mehlprodukte enthalten sehr viele Kohlenhydrate, gleichzeitig jedoch wenige Nährstoffe. Vielmehr sollten deshalb Gemüse und Obst die Basis bilden. Getreideprodukte, am besten Vollkorn und Kartoffeln, stehen in der Ernährungspyramide erst an dritter Stelle vor Milchprodukten, Fisch und Fleisch [1]. Wer zu häufig zu Getreide greift, versucht sein Gewissen nicht selten durch vermeintlich gesunde Alternativen zu besänftigen. Häufig fällt die Wahl auf Dinkelprodukte. Doch ist Dinkel wirklich gesünder als Weizen?
Dinkel vs. Weizen: Kopf-an-Kopf Rennen
Tatsächlich unterscheiden sich Dinkel und Weizen nicht besonders. Als Unterart des Weizens und zu den sogenannten Urgetreiden zählend ist der Nährstoffgehalt von Dinkel und Weizen vergleichbar [2]. Die marginalen Unterschiede bei einzelnen Vitaminen und Mineralien wie Vitamin B3, Kalium, Eisen und den Ballaststoffen gleichen sich mehr oder minder aus.
Weil sowohl Dinkel als auch der “moderne” Weizen meistens nicht als Vollkorn-, sondern als Weißmehlvariante verzehrt werden, kann man grundlegend nicht von “gesund” sprechen. Bei Vollkornweizen und -Dinkel bleiben die Randschichten des Korns und damit zahlreiche gesunde Stoffe hingegen erhalten.
Beide Getreide verfügen in ihrer Vollkornvariante über mehr Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralstoffe.
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Gluten als Nachteil von Dinkel
Der Weizenkleber Gluten löst bei Personen mit Zöliakie Entzündungen in der Dünndarmschleimhaut aus. Die Zotten des Dünndarmes sterben hierdurch auf Dauer ab. Die schlimmste Folge kann nun eine dauerhafte Unterversorgung mit Vitaminen sein [3]. Denn die etwa 4 Millionen Zotten sorgen dafür, dass die Nährstoffe aus der Nahrung in Blut und Lymphe aufgenommen werden. Das Problem bei Dinkel: Dinkel enthält zwar andere Klebereiweiße, davon jedoch noch mehr als Weizen und ist damit für Menschen mit einer Unverträglichkeit auf keinen Fall geeignet.
Nachhaltigkeit als Vorteil von Dinkel
Einen weiteren kleinen Vorteil hat Dinkel jedoch noch gegenüber modernem Weizen: Der Anbau ist etwas nachhaltiger, da Dinkel weniger Nährstoffe benötigt [4]. Leider ist aber auch der Ernteertrag geringer. Entsprechend ist Dinkel im Handel auch teurer als Weizen. Die Preisunterschiede haben also nichts mit Unterschieden im Gesundheitswert zu tun, sondern sind rein wirtschaftlicher Natur.
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Steckbrief Dinkel
Dinkel (Triticum spelta) ist ein altes Getreide, das bereits seit Tausenden von Jahren kultiviert wird. Ursprünglich im Nahen Osten beheimatet, hat es sich über die Jahrhunderte in verschiedenen Kulturen verbreitet. Es zeichnet sich durch seine robuste Natur und seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten aus.
Name | Dinkel (Triticum spelta) |
---|---|
Herkunft | Naher Osten |
Verwendung | Brot, Gebäck, Nudeln |
Nährwert | In der Vollkornvariante reich an Proteinen, Ballaststoffen und Mineralstoffen |
Anbau | Anspruchslos und robust, wächst auch auf weniger fruchtbaren Böden |
Historische Bedeutung | Eine der ältesten kultivierten Getreidesorten, von Bauern seit Jahrhunderten geschätzt |
Nachhaltigkeit | Geringerer Bedarf an chemischem Pflanzenschutz, förderlich für vielfältige Fruchtfolgen |
Besonderheit | Schutzspelz umgibt das Korn, was beim Mahlen schützende Schalenreste ergibt |
Alternativen zu Weizen und Dinkel
Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Mais, Triticale und Reis sind die Hauptgetreide, zu denen sich noch verschiedene Unterformen wie Emmer, Dinkel und Co gesellen. Die Süßgräser (echte Getreide) werden kultiviert, um die Körnerfrüchte zu ernten und daraus Mehl zu gewinnen. Körnerfrüchte von Pflanzenarten, die nicht den Süßgräsern zugeordnet werden, jedoch ähnlich genutzt werden können, bezeichnet man als Pseudogetreide (z. B. Quinoa und Amaranth).
Jede Getreidesorte hat unterschiedliche Eigenschaften und Nährwerte. So hat der Weizen beispielsweise sehr gute Backeigenschaften, da das Gluten (ein Stoffgemisch aus Proteinen, Lipiden und Kohlenhydraten) sehr stark ist und den Teig gut zusammenhält. Der Kleber in Roggen hingegen ist schwach. Mais enthält überhaupt kein Gluten. Welche Alternative zu Dinkel oder Weizen für euch infrage kommt, hängt also zunächst einmal davon ab, was ihr damit machen möchtet und welchen Zweck das Mehl erfüllen soll.
Vom Standpunkt Gesundheit aus bewertet, sticht vor allem Hafer heraus. Dieser enthält im Vergleich etwas mehr Mineralstoffe als Weizen, Dinkel und Roggen. Zeitgleich ist der Eiweißgehalt sehr hoch - Gluten ist nicht enthalten [5]. Auch die Menge an gesunden Fettsäuren kann sich sehen lassen: Etwa 75 % der bis zu 7 g Fett auf 100 g Hafer sind ungesättigt.
Quellen:
[1] bzfe.de/ernaehrung/die-ernaehrungspyramide/die-ernaehrungspyramide-eine-fuer-alle/
[2] verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/was-ist-der-unterschied-zwischen-dinkel-und-weizen-31420
[3] bauch.ksb.ch/die-behandlung/zoeliakie-glutenunvertraeglichkeit/
[4] sueddeutsche.de/projekte/artikel/wissen/dinkel-weizen-gluten-unvertraeglichkeit-e167566/
[5] focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/1-faktor-ist-ausschlaggebend-welches-getreide-am-besten-fuer-ihre-gesundheit-ist_id_11409414.html