Fröhliche Menschen haben oft ein kleines Liedchen auf den Lippen. Ist das nur so ein Gefühl oder hat das Singen tatsächlich positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden? Werfen wir mal einen Blick auf die Fakten.
Förderung von Durchblutung, Stoffwechsel & Immunabwehr
Durch das im Gegensatz zum Ruhezustand beim Singen häufige Atmen profitieren die inneren Organe durch die Anregung von Durchblutung und Stoffwechsel enorm [3]. Einige Musikwissenschaftler gehen mit ihren Aussagen inzwischen noch weiter und sagen, dass durch Singen die Immunabwehr signifikant gesteigert wird.
Wie ein Forscherteam um die britische Biopsychologin Daisy Fancourt in einer Studie feststellte, produziert unser Körper nach circa 60 Minuten Singen deutlich mehr Immunbotenstoffe, was sich positiv auf die Abwehr von Viren und anderen Krankheitserregern auswirkt [4]. . Sie fanden unter anderem heraus, dass die Probanden nach der Singstunde deutlich entspannter waren, weil der Spiegel des Stresshormons Cortisol im Vorher-Nachher-Vergleich gesunken war.
Zudem fand man eine erhöhte Zytokin-Aktivität im Speichel. Zytokine sind körpereigene Eiweiß-Moleküle, die Informationen zwischen den am Immunsystem beteiligten Zellen austauschen. Das Besondere an der Studie: Unter den Probanden waren auch etwa 70 Krebspatienten. Singen könnte nach Fancourt dabei helfen, die Krebstherapie besser zu durchstehen.
Singen entspannt
Seriöse Studien haben herausgefunden, dass beim Singen Glückshormone wie Endorphin, Dopamin, Serotonin und Adrenalin ausgeschüttet werden [1]. Alles Hormone, die unser Wohlbefinden positiv beeinflussen.
Gleichzeitig werden Stresshormone, wie z. B. das Cortisol, abgebaut - eventueller Ärger wird dadurch reduziert und insgesamt geht es uns besser.
Gut fürs Gehirn
Doch das ist nicht alles. Durch die Beschäftigung mit Text und Musik synchronisieren wir unsere zwei Gehirnhälften miteinander, lernen uns besser zu konzentrieren und ein Rhythmusgefühl zu entwickeln.
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Im Jahr 1973 machte der Arzt Martin Albert in Boston eine faszinierende Entdeckung: Aphasie-Patienten (Sprachverlust), bei denen Teile der linken Gehirnhälfte geschädigt waren, verloren zwar die Fähigkeit, gesprochene Worte zu artikulieren. Doch erstaunlicherweise konnten sie immer noch Lieder mit Texten singen. Dieser Befund weist darauf hin, dass beim Singen und anderen musikalischen Aktivitäten hauptsächlich die rechte Gehirnhälfte aktiv ist [2].
Kräftigung der Gesichtsmuskulatur
Neben der Zwerchfellmuskulatur werden beim Singen insbesondere die Kiefer- und die gesamte Gesichtsmuskulatur beansprucht. Ein Muskeltraining mit einem zusätzlich positiven Begleiteffekt: Es wirkt Falten entgegen und ist damit ein wunderbares und vor allem kostenloses Anti-Aging-Mittel.
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Singen als Training klarer, deutlicher Aussprache
Gesungener Text soll klar und deutlich sein und gleichzeitig auch den Klang transportieren. Um das zu erreichen, muss das Zusammenspiel von Lippen, Zunge und Gaumensegel wesentlich besser und flexibler klappen als beim Reden und entsprechend trainiert werden. Denn funktioniert das nicht oder nicht gut, kommen Texte für die Zuhörer teilweise undeutlich rüber.
Singen: allein oder besser in Gemeinschaft?
Prinzipiell gilt: Gemeinschaft verbindet. Gemeinsames Singen fördert das Wir-Gefühl, erfordert Abstimmung und Rücksichtnahme sowie eine gewisse Harmonie untereinander. Dies führt zu einer engen Verbindung innerhalb eines Chores oder einer anderen Gesangsgruppe. Aus dieser Verbundenheit wiederum entwickeln sich oft Freundschaften für den Alltag. Der soziale Aspekt ist also ein dicker Pluspunkt für das gemeinsame Singen gegenüber dem Singen allein.
Rudelsingen als Alternative zum Chor
Das seit Jahren im Trend liegende Rudelsingen ist eine echte Alternative für alle, die sich nicht verpflichtend einem Chor anschließen möchten, aber dennoch gerne laut und in Gemeinschaft singen. Ein Beamer projiziert meist bekannte Texte auf eine große Leinwand und ein oder zwei Vorsänger/ innen helfen bei jedem Lied zum musikalischen Start.
Wer mal teilgenommen hat, weiß, wie schnell man, trotz vielleicht anfänglicher Hemmungen, mitgerissen wird und laut mitsingt. Auch wenn nicht immer der richtige Ton getroffen wird - es macht Spaß, fördert das Gemeinschaftsgefühl und hebt die Stimmung - garantiert!
Fazit: einfach Singen - immer und überall
Ob bei der Hausarbeit, unter der Dusche oder während der Autofahrt - Singen geht immer und überall. Singen beschwingt, sorgt für bessere Laune, kostet nichts und tut unserer Gesundheit gut. Also traut euch!
Quellen:
[1] https://iaap-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/aphw.12435
[2] daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2009/singen-statt-sprechen-100.html
[3] welt.de/print-welt/article333137/Singen-wirkt-befreiend-und-regt-die-Durchblutung-wie-auch-den-Stoffwechsel-an.html
[4] ecancer.org/en/journal/article/631-singing-modulates-mood-stress-cortisol-cytokine-and-neuropeptide-activity-in-cancer-patients-and-carers/abstract